Kontemplation und Handauflegen
Im Jahr 2014 hatte ich in einer Buchhandlung das Buch "Open Hands" - Grundlagen und Praxis des Handauflegenes" von Anne Höfler entdeckt und es interessenhalber gekauft. Beim Lesen empfand ich eine tiefe Resonanz. Ganz besonders hat mich angerührt, auf welcher Grundlage Anne Höfler das Handauflegen praktiziert. Sie schreibt: "Für mich ist wichtig geworden, das Handauflegen auf der Grundlage der Kontemplation zu praktizieren. Die kontemplative Übung macht es uns möglich, Jesu Worte vom 'Reich Gottes in uns' zu erfahren. Wenn wir aus dieser Haltung heraus die Hände auflegen, kommt unser Wirken aus einer Erfahrung, die jenseits des Verstandes liegt. Je stärker wir von dieser Erfahrung durchdrungen sind, desto mehr wird es uns gelingen, beim Handauflegen die spirituelle Ebene des anderen zu berühren." Das Buch fand einen Platz im Bücherregal, und ich dachte dann auch lange nicht mehr daran.
Erst sieben Jahre später wurde mir bewusst, dass das, was ich in der Stille immer wieder so intensiv in meinen Hände spürte, fließende Energie ist. Ich erinnerte mich an das Buch und las es noch einmal. Die Zeit war reif, mit dieser Kraft verantwortungsbewusst umzugehen. Nach einem Einführungskurs und etlichen Übungsabenden habe ich an einer ganzjährigen Fortbildung (acht Module) "Achtsame Berührung 'Open Hands' in der Begleitung, Pflege und Seelsorge" teilgenommen. In dieser Zeit gewann ich zunehmend Klarheit und Sicherheit, dass diese Weise der Energiearbeit zutiefst meinem spirituellen Weg und Herzensanliegen entspricht und wunderbar zu meinem Engagement passt. Mittlerweile habe ich mich auch hier von einer Methodenabhängigkeit gelöst und meine ganz eigene Weise entwickelt, Energiearbeit zu praktizieren.
Was ist Handauflegen und was geschieht dabei?
Das Handauflegen ist eine der ältesten Behandlungsmethoden der Menschheit. Es ist in vielen Kulturen und spirituellen Traditionen verwurzelt, so auch in der christlichen Tradition. In den Evangelien finden sich zahlreiche Berichte darüber, wie Jesus kranken Menschen die Hände aufgelegt und sie geheilt hat. Die Open Hands Schule des Handauflegens verbindet sich einerseits mit dem Auftrag Jesu an seine seine Jüngerinnen und Jünger, Kranke zu heilen, andererseits steht sie mit ihrer Ausrichtung ganz klar für interreligiöse Offenheit. Der Mensch, der Handauflegen praktiziert, braucht Klarheit über seine eigene spirituelle Verortung und muss wissen, aus welcher inneren Quelle er schöpft. Dies sollte dem empfangenden Menschen gegenüber transparent kommuniziert werden.
Der Mensch, der seine Hände auflegt, hat letztlich nur eine Aufgabe: Sich öffnen, die Kraft fließen lassen und dafür danken. Das ist nicht so leicht, wie es sich vielleicht anhört. Das Wichtigste und Förderlichste ist dabei die innere Haltung. Die Verbindung mit der inneren Quelle, die in der Kontemplation immer wieder bewusst wahrgenommen wird, ist Grundlage der Praxis des Handauflegens. Dabei werden Haltungen wie Achtsamkeit, Respekt, Vertrauen, Geduld, Dankbarkeit, Loslassen und Liebe eingeübt.
In Stille öffnet sich der Mensch, der die Hände auflegt, für die göttliche Heilkraft und für den Menschen, dem er die Hände auflegt.
Die ethischen Grundsätze der Open Hands Schule, die hier nachgelesen werden können, sind sehr anspruchsvoll und machen deutlich, dass der praktizierende Mensch einen lebenslangen Übungsweg geht und die Freiheit des Empfangenden oberste Priorität hat. Sie schließen jede Art von übergriffigem Handeln aus.
Die göttliche Heilkraft ist immer da. Damit sie frei fließen kann, muss der handauflegende Mensch nicht nur offen sein. Wichtig ist auch, dass er sich mit seinem Ego zurücknimmt und frei ist von jeglichem Wollen. Ob und wie Heilung geschieht, wissen wir nicht. Wir haben darüber keine Kontrolle. Es geht auch nicht immer um die Heilung von einer Krankheit. Durch das Handauflegen wird der Mensch in seinem tiefsten Sein berührt. Allein diese Berührung wird oft als heilsam empfunden. Heilung geschieht immer dann, wenn wir das, was ist, da sein lassen und annehmen können. Was an Heilung geschehen kann bzw. soll, wird geschehen. Dieses Vertrauen sollte der Gebende in sich haben, ohne dabei etwas Konkretes zu erwarten.
Die achtsame Berührung in Stille führt häufig in eine tiefe Entspannung und regt die Selbstheilung beim empfangenden Menschen an. Die meisten erfahren diese Zeit als wohltuend und tröstlich. Manchmal stellt sich plötzlich eine innere Klarheit ein, mitgebrachte Fragen können auf einer tieferen Ebene eine Antwort finden. Das Handauflegen wirkt auf allen Ebenen: physisch, mental und emotional. Wir müssen nicht wissen, wo und wie es jeweils konkret wirkt. Es geht um ein vertrauensvolles Geschehenlassen, sowohl durch diejenigen, die Geben als auch durch diejenigen, die empfangen.
Handauflegen ist ein tief spirituelles Geschehen, das nicht mit vielen Worten zu erklären ist. Was es ist und wie es ist, erfährt man am besten im Empfangen. Der empfangende Mensch braucht dabei nichts tun. Es genügt der Wunsch, Handauflegen erleben zu wollen.
Wenn Sie den Wunsch in sich spüren, Handauflegen zu erfahren, können Sie sich über mein Angebot Handauflegen informieren und auch gerne Kontakt mit mir aufnehmen.